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Old 10-02-2007, 05:58 PM
Heist Heist is offline
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Default Glauben und Poker

tl;dr am Ende.

Ich wusste lang nicht ob ich darüber sprechen sollte, ob ich darüber sprechen will.

a) Da man in Poker alles auf einen Wert reduzieren kann: Geld. Ein Spieler dürfte normalerweise nichts weitergeben, was seine Erwartung schmälern kann. Das ist kontraproduktiv und macht aus einer materialistischen, kapitalistischen Perspektive keinen Sinn. Wir machen es trotzdem. (Ich will nicht weiter darauf eingehen, das ist ein Kapitel für sich).

b)Es ist starker Tobak und schwierig zu behandeln. Da es irgendwie paradox ist. Es ist verrückt.

Ich mache es trotzdem. Da es eine Glaubenssache ist und zum Spekulieren rät. Außerdem ist es lustig und das Leben ist kurz.

Die Theorie ist religiöser und philosophischer Natur. Ich kann sie (noch?) nicht beweisen. Auch weil es in meinen Augen manchmal wie Irrsinn vorkommt.

Auf gehts:

Poker ist ein ausbalanciertes Spiel. Jede mögliche Situation tritt auf und wird auftreten. Poker ist vollständig, was jede Möglichkeit betrifft.

Nun wie spielen wir Poker? Wie machen wir Gewinn?
Wir meiden Züge mit generellerem negativen Erwartungswert.
Und maximieren Züge mit generellem positiven Erwartungwert.
Das ist die Basis. (Auch dies Thema ist komplexer, da man Züge mit negativem Erwartungswert ausführen kann, die aber in einer Zukunft eine positiven Erwartungswert verstärken und damit in einer Balance positiv sind.)


Wie läuft das Spiel?

Du hast Odds, du hast Kohle vor dir. Du machst einen profitablen Zug.

Du hast Odds, du hast Kohle und fünf Millionen weitere Details. Du vermeidest einen unprofitablen Zug.


Wie reagiert das Spiel?

Triffst du eine positive Entscheidung, so zahlt es dich longterm aus. Shortterm kannst du viel Geld verlieren, viel Geld gewinnen.

Triffst du eine negative Entscheidung, so verlierst du longterm. Shortterm kannst du viel Geld verlieren, und viel Geld gewinnen.

Das passiert alles in einem unklaren Fluss aus Zufall.

Doch dieser Fluss ist nicht stabil.

Er schwankt sehr. Du hast Upswings und du hast Downswings.

Was passiert in einem Upswing?
Die positive Entscheidungsskala wird verstärkt. Das heißt, die Karten, die auf einen positiven Erwartungswert wirken, fallen öfters und belohnen dich. Der Teil der Karten, der einen negativen Beitrag dazu leistet, fällt seltener.
Die negative Entscheidungsskala ist in einem Upswing schwer zu betrachten, da du sie ja eigentlich vermeiden sollst. Rein theoretisch würde es bedeuten, dass negative Erwartungswert shortterm zunimmt.

Was passiert in einem Downswing?
Die positive Entscheidungsskala wird geschwächt. Das heißt, die Karten, die negativ auf diesen Erwartungswert wirken, fallen öfters und entziehen dir Geld. Die "positiven" Karten fallen seltener.

Jetzt zum Kern: Wie sieht die negative Entscheidungsskala aus, in einem Downswing?

Der Teil der "positiven" Karten (die Karten, die bestätigen dass der Zug -eV ist) fällt seltener. Der Teil der "negativen" Karten (das Stück vom Stapel, was dem Ganzen entgegenwirkt) fällt öfters.

Das heißt, ein Zug mit negativem Erwartungswert wird shortterm profitabel.

Die Theorie lässt sich darauf reduzieren:

Im Downswing sind Entscheidungen mit negativem Erwartungswert profitabel.

Und ab diesem Zeitpunkt setzt der Glaube an. Denn, ob ein Zug profitabel oder unprofitabel ist, das entscheidest du mit deiner Erfahrung. Ein Fold von dir in einer Situation, kann zu einem profitablen Call von einem anderen Spieler werden.

Der Witz ist es, diese Situation klar zu erkennen. Was ist der Swing, wo ist er? Wie ist der EV? Da gehts es nicht darum zu raten: "Ist das profitabel?" "Mach ich da Kohle?" Es sind Situationen in denen du klar erkennst: DAS IST -EV. (grobes Bsp. : UTG Nit Raise in Tourney für 20% des Stacks, du hockst im BU mit 55 - Laut meiner Idee: Im Downswing ein Call)

Das wars mit meiner Theorie, ich kann es nicht bestätigen, da es verrückt klingt. Und ich bin noch normal genug, um nicht auf Bestätigungskurs zu gehen.

Sie klingt logisch. Irgendwo.


Ein paar kleine Sachen, die sich nicht reimen:

Es gibt definitiv Dinge, die sich auch da vermischen:

Als Favorit im Downswing auf positiver Erwartungsskala positiv enden. Als Favorit im Upswing auf negativer Erwartungsskala +EV enden.

etc

Mir sind die Grenzen nicht klar. Ich kann niemandem widersprechen, der mit Mathe kommt. Ich kann niemandem widersprechen, der mit anderer Erfahrung kommt. Man kann auch schwierig darüber debattieren und argumentieren. Meine Absicht ist mehr, dem Spiel etwas Faszinierendes abzugewinnen. Ich kann es letztendlich nur auf Gefühl reduzieren. Und das lässt sich nicht vergessen:

Du meisterst Millionen von Händen, Millionen von Kalkulationen um schlußendlich alles auf ein Gefühl in einer Situation zu reduzieren.

Verrückt, nicht?

Macout,
der sich schon geehrt fühlt, wenn man darüber nachdenkt.


Ich benutze es nicht, ich teste es nicht. Es ist ein Gefühl das stets bleibt, aber meine Logik (noch) nicht durchbrechen kann. Thx Korn!


tl;dr : crazy stuff, headline: -EV MOVES TO BE +EV DURING DOWNSWING
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