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Old 08-18-2007, 05:17 PM
McSeafield McSeafield is offline
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Default Re: Rechtliche Situation in Deutschland und Europa generell

Ich möchte mit dem Thema dieses Threads persönlich einen Abschluss finden. Ein guter Freund und Moderator in einem anderen Forum hat zu mir folgendes gesagt: „Meine Empfehlung lass es sein“. Wer mich kennt, weiß dass ich nicht so schnell aufgebe, wenn ich mir ein bestimmtes Ziel vorgenommen habe. Normalerweise kämpfe ich weiter, bis ich etwas erreicht habe. Wenn ich mir aber die ganzen Online-Pokerspieler in Deutschland vorstelle und sehe, wie wenige sich davon in den verschiedenen Foren engagieren und wie wenige sich von dieser kleinen Minderheit dann auch noch für das Thema Staatsvertrag interessieren, dann fühle ich mich tatsächlich so, als wenn ich allein auf dem Mond gelandet wäre. Ich will mich darüber nicht beklagen. Ich kenne das mittlerweile aufgrund meiner vielen Posts (total > 1200) in anderen Foren sehr gut. Insbesondere wenn man gute Beiträge postet, bekommt man die wenigste Resonanz. Die besten Ergebnisse kann man tatsächlich erzielen, wenn man in einen Post bewusst Fehler, Erklärungslücken oder provozierende Thesen einbaut. Das ist so und wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern. Das ist für mich aber normalerweise kein Grund das Handtuch zu werfen.

Im vorliegenden Fall habe ich es aber auch mit Pokeranbietern, mit Fernsehsender, in einigen Foren und in einigen Organisationen probiert. Das Ergebnis: Keine oder nicht die gewünschte Resonanz. Meine Erkenntnis ist die, dass es in Deutschland derzeit keine Organisation gibt, die sich wirklich für die Spielinteressen einsetzt. Die einzelnen Foren sind eine Art Trostpflaster, stehen aber im Wettbewerb zueinander und können sich offensichtlich nicht zu einer gemeinsamen Aktion zusammenfinden.

Meine Meinung ist, dass wir selbst noch eine Organisation auf die Beine stellen müssen. Oder, wir müssen versuchen, zumindest ein abgestimmtes Petitionsschreiben mit Unterschriftenliste etc. selbst organisieren und irgendwie über die Presse eine breite Öffentlichkeitswirkung erreichen. Ein guter Schritt wäre sicherlich, wenn zumindest beim Thema Staatsvertrag die einzelnen Pokerforen aufeinander zugehen könnten. Mir fehlen dazu leider die Einflussmöglichkeiten und ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster legen. So etwas müssten die Mods organisieren. Ich könnte lediglich bei einer Vermittlung helfen.

Nun habe ich es auch noch bei der GPPA German Poker Players Association versucht, diese Organisation aus dem Tiefschlaf aufzuwecken. Diese Organisation vertritt allerdings derzeit nur die Interessen der Offline-Pokerspieler und richtet Turniere aus. Möglicherweise ändert sich da aber etwas, da diese Organisation wohl durch mein Engagement mittlerweile begriffen hat, dass es im Zusammenhang mit dem Staatsvertrag eine große Chance gibt, diese Organisation weiterzuentwickeln. Ich habe u.a. folgende Nachricht an die GPPA geschickt:

[ QUOTE ]

"Hallo ….,
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danke für Deinen Hinweis. Ich habe dazu noch ein paar Bemerkungen:
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1. Normalerweise wird eine Lobbyarbeit in einer Interessenvertretung auch durch eine bestimmte Informationsarbeit innerhalb einer Interessenvertretung begleitet. Die Mitglieder einer Interessensvertretung wissen also üblicherweise relativ gut Bescheid, welche Standpunkte, Positionen bzw. Interessen von der Interessenvertretung tatsächlich vertreten werden und haben damit auch die Basis, bei der Ausarbeitung der Standpunkte ihre Meinung abzugeben. Das kann öffentlich wie hier in einem Forum oder halt durch einen Austausch von Gedanken per E-Mail, Briefwechsel oder sonstiger Informationspost passieren.
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2. Beim Poker haben wir grundsätzlich das besondere Problem, dass es derzeit ein verbotenes Glückspiel ist. Soweit Poker teilweise kein verbotenes Glückspiel darstellt, gibt es ein Problem bei der Abgrenzung zum nicht verbotenen Unterhaltungsspiel. Worauf ich in diesem Zusammenhang hinweisen will, ist, dass es angesichts des Verbots und zusätzlich aufgrund des deutschen Rechtsberatungsgesetzes sicherlich nicht unproblematisch ist, öffentlich in einem Forum eine Empfehlung an die Mitglieder abzugeben.
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3. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sehr viele unterschiedliche Interessen gibt, die auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden müssen. Auch werden sich die Argumentationsketten unterscheiden. Jeweils abhängig von der spezifischen Interessenslage wird man unterschiedliche Argumente feststellen, die bei einer Gesamt-Interessensvertretung ebenfalls abgestimmt werden müssen. Wichtig erscheint mir zu sein, darauf hinzuweisen, dass z.B. ein Rechtsanwalt andere Interessen vertreten kann als sein Mandant, dass bei den Offline-Pokerspielern teilweise andere Interessen vorliegen, als bei den Online-Pokerspielern, dass sich die Interessen der Pokerspieler insgesamt mit Sicherheit von den Interessen der Sportwettenbetreiber und insbesondere den Interessen der sonstigen Glückspieler (ich meine insb. die Online-Casino-Zocker) unterscheiden, dass sich die Interessen der Online-Pokerspieler mit Sicherheit auch von den Interessen der Online-Pokeranbieter sowie speziell der Online-Casinoanbieter unterscheiden.
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4. Ich als Online-Pokerspieler habe folgende Interessen. Ich möchte erreichen, dass Online-Poker von der Definition der verbotenen Glückspiele im Staatsvertrag ausgenommen wird.
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In diesem Zusammenhang wird man wohl umfassend darlegen oder beweisen müssen, warum Poker tatsächlich kein Glückspiel, sondern ein Strategiespiel ist.
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Man wird in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen müssen, dass die meisten Pokerspieler keine glückspielsüchtigen Zocker sind, sonder kühl kalkulierende Menschen. Es gibt keine wissenschaftlich fundierte Untersuchung über das Glückspielsuchtverhalten von Pokerspielern in Deutschland. In Deutschland gibt es kein einziges Forschungsinstitut, das sich mit diesem besonderen Problem bereits beschäftigt hat. Es gibt ein Institut zur Untersuchung der Glückspielsucht im Allgemeinen, das ist einem Drogeninstitut in Bremen zugeordnet.
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Möglicherweise wird man aber trotzdem irgendwie einen Kompromiss finden müssen. Vielleicht sollte es tatsächlich so etwas wie einen Pokerspieler-Führerschein geben. Wenn ich mir ansehe, wie leicht sich ungeübte Spieler beim Spiel um Geld beim Online-Pokerspiel betätigen können, dann ist natürlich verständlich, warum der Gesetzgeber hiergegen auch etwas unternehmen will. Das damit aber der gesamte Pokersport und insbesondere das Spiel der geübten Pokerspieler als Glückspiel verteufelt wird, ist mit Sicherheit auch nicht richtig.
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5. Beim Online-Pokerspiel gibt es spezifische Problemzonen. Auch dazu habe ich bereits einiges in verschiedenen Foren geschrieben. Ich möchte ein sauberes und faires Online-Pokerspiel. Dazu ist erforderlich, dass Online-Pokerspiel aus dem Graumarkt-Geschäft herauszuholen, dass Online-Pokeranbieter verstärkt kontrolliert werden und tatsächlich eine Möglichkeit zu faktischen Kontrolle geschaffen wird und schließlich auch noch, dass zusätzliche Maßnahmen bzw. Standards erarbeitet werden, die den Betrug beim Online-Poker, insbesondere auch durch die Spieler selbst, weitgehend unterbinden.
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Das waren meine Gedanken, die ich der Poker-Community in Deutschland hinterlassen möchte. Ich werde wahrscheinlich meine Aktivitäten hiermit einstellen. Als Einzelkämpfer macht es keinen Sinn, mich weiter zu engagieren.
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Gruss …..„


[/ QUOTE ]
Im Übrigen kann ich aufgrund bestimmter Informationen, die ich von großen Poker-Anbietern bekommen habe, nur hoffen, dass hinter den Kulissen mit Hilfe von Rechtsanwälten bereits das Richtige getan wird. Ob es für die Online-Pokerspieler in Deutschland das Richtige ist, wird sich zeigen. Ich habe Zweifel, aber kein Interesse, mir als Einzelkämpfer unter Berücksichtigung der massiven Interessenkollision die Finger zu verbrennen. Das ist mir das Ganze nicht wert. Vielleicht finden sich Andere, die meine Grundlagenarbeit aufgreifen und damit noch was Vernünftiges auf die Beine stellen. Der Druck wird wahrscheinlich immer größer und wenn es dann der letzte Ignorant endlich begriffen hat, was da auf uns zukommt, werden wir wahrscheinlich noch eine Schneeballschlacht erleben.

Gruss McSeafield
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